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  • AutorenbildChristian Paulus

10 Porträts in Acryl von 1994

Aktualisiert: 4. Jan. 2022


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Während meinem Zivildienst 1993/94 im St. Vinzenz in Ingolstadt entstanden meist abends nach der Arbeit innerhalb kürzester Zeit 10 großformatige Porträts in Acryl. Im damaligen Bürgertreff war kurzfristig Platz für meine Bilder geworden. 3 Wochen lang hingen die Leinwände unter dem Motto „Kunst in der Kneipe“.


Es waren damals zwei Gruppen mit Kindern und Jugendlichen, mit denen ich arbeitete. Ich betreute eines der Kinder intensiver und wurde später auch einmal zu Hause eingeladen. Das Kind war stark autistisch und einseitig spastisch in der Bewegung eingeschränkt. Der Vater glaubte fest daran, dass das Kind eines Tages zu einem „normalen“ Menschen heranwachsen würde. Ich war damals stark irritiert, wie man an etwas glauben konnte was Zweifels ohne niemals eintreten konnte. Woher nahm er die Hoffnung? Möglicherweise entstand so der Titel „Vielleicht“.


Am Ende der Ausstellung kam der Galerist Bengt Birck auf mich zu und kuratierte 1995 eine Ausstellung in seiner Galerie in Erding. Journalisten waren eingeladen und es gab ein Buffet, allerdings war ich schon damals unfähig auf Kommando zu kommunizieren. Auf die Frage warum ich mich damit beschäftigt hatte kam von meiner Seite nur ein stammeln: „hätte es einfach gemacht“! … eben beim Schreiben dieser Zeilen muss ich laut lachen wie mir Bengt Birck damals erklärte was alles zu tun sei um zu einem anerkannten Künstler heran zu reifen. Selber gab er mir den Tipp wenig fernzusehen - aufgrund der immensen Bilderflut. Ich zitiere aus einem seiner vielen Briefe: „Einen Teil meiner Freiheit habe ich mir zurückerobert, seitdem ich meinen Fernseher aus dem Haus verbannt habe, … die Gesellschaft verändert sich ja nicht nur durch die Bilderflut, der sie sich aussetzt, … Technik und Zuwachs der Menschheit erfordern neue strengere Gesetze und mit jedem Gesetz mehr geht automatisch ein Stück menschlicher Individualität verloren. Es wird nicht mehr lange dauern bis der Einzelne nichts anderes sein wird als ein Stück Verwaltungsobjekt.“ Der Brief ist von 01.01.1995 und B.B. beteuert am Ende noch Mal, wie wichtig es wäre dem Fernseher möglichst wenig Platz im Leben einzuräumen. Damals waren die Geräte allerdings noch nicht so flach und ragten eher in den Raum hinein. Später folgten dann leider keine Briefe mehr, nur noch eine Mail. Leider war ein Teil meiner Bilder und Skizzen bei einem seiner Umzüge verloren gegangen - aber die hatten für mich eher nur einen sentimentalen Wert (…)


Nach meiner Internet-Recherche ist Bengt Birck im November 2015 verstorben. Es hat jetzt das neue Jahr 2022 begonnen und mit der Bilderflut des Fernsehens ist ergänzend ein gewaltiger Bildersturm im Internet herangewachsen. Bengt gab mir damals noch zwei Tipps mit: zum einen „irrsinnig viel zeichnen“ und zum anderen „Nicht viel denken: tun!“.


Christian Paulus im Januar 2022


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