IM GRABEN
Die Aquarelle des Albums "Im Graben" entstanden ab Januar 2022. Das Album bietet einen kleinen Rundgang durch den Schanzer Künettegraben (französisch cunette), von dem heute nur noch der südwestliche Teil zwischen Einlauf Schutter und Donau erhalten ist.
Das Buch "Ingolstadt" gibt es in der Bücherei Stiebert in der Schrannenstraße 10
https://stiebert.buchkatalog.de
01 Taschenturm, Stadtbefestigung des 2ten mittelalterlichen Festungswalls. (ca. 40/55cm Aquarell, Hahnemühle)
10 Unterer Graben ca. 40/50cm Hahnemühle
02 Windrad bei der Schutter/Antoniusschwaige (ca. 40/40cm Aquarell, Hahnemühle)
03 Antoniusschwaige (ca. 40/40cm Aquarell, Hahnemühle)
Ursprünglich mündete die Schutter in den nördlichen Donauarm. Der ruhige gleichmäßige fließende Bach war als Mühlfluß ideal und bildete über Jahrhunderte die Lebensader von Ingolstadt. Nachdem man die Schutter im frühen Mittelalter mittels künstlicher Dämme in einem neuen Bett bzw. Graben nach der Brodmühle an die Stadt heran geführt hatte waren bis zu 22 Mühlen in Betrieb. Südwestlich der Stadt befand sich die „morastige Eselwiesen“, ein Gelände, das immer wieder von Hochwasser überflutet worden war. Im Lauf der Zeit war hier bei der heutigen Antoniusschwaige und dem Mooshäusl ein kleines Moor entstanden.
04 Kreuztor und Münster (ca. 40/40cm Aquarell, Hahnemühle)
2te mittelalterliche Stadtmauer um 1419:
05 Kaponniere94 oder auch KAP94 (ca. 40/55cm Aquarell, Hahnemühle)
Archäologischen Ausgrabungen zur Folge hatte die erste mittelalterliche Stadtmauer einen vorgelagerten Graben besessen, der bis zu 5 Meter tiefer lag als das heutige Straßenniveau. Mit dem Bau der zweiten Stadtmauer allerdings begann man die Landschaft zu formen, ein nasser Graben entstand. Nachdem die Schutter jetzt innerhalb der Stadt verlief und eine Schwachstelle bei der Verteidigung bildete wurde der Einlauf mit Hilfe des Brunnhausturmes befestigt, der Auslauf in die Donau war beim späteren Tränktor. Das Neue Schloss befestigte den östlichen Punkt des neuen Stadtbildes und sicherte den Hafen. Zur Zeit Jakob Sandtners waren der Stadt jetzt zwei nasse Gräben vorgelagert. Mit der barocken Befestigung, bei der man dem komplexen Grabensystem Erdwälle vor lagerte prägte man die Landschaft mit seiner noch heute ablesbaren „Signatur“ die auch ein Napoleon nicht komplett schleifen konnte (die gotische Befestigung allerdings tastete man nicht an).
Die einsetzende Industrialisierung aber sollte die Planer vor neue Herausforderungen stellen. In dieser Phase der städtebaulichen Entwicklung öffnete man den nördlichen Zugang über die Harderstraße. Dabei änderte man den Namen der nördlichen inneren Straße „Auf dem Graben“ (siehe Plan von 1816) und unterteilte diese in einen unteren und einen oberen Graben.
06 Flankenbatterie 92 beim heutigen Sportbad (ca. 55/40cm Aquarell, Hahnemühle)
1826 erkundete König Ludwig I. die Schanz und beauftragte Oberst von Streiter mit der Planung. Das Gelände südlich der Schutter war überwiegend nass und sumpfig. Feinden wäre es nicht gelungen Angriffsgräben auszuheben. Die architektonische Gestaltung war Leo von Klenze übertragen worden, die später von den Generälen Becker und Heideck in Frage gestellt wurden. 1831 entschied man sich auf den Entwurf Heidecks überzugehen.
07 Kaponniere 97 auch als Fronte79 bezeichnet (ca. 55/40cm Aquarell, Hahnemühle)
Jedoch übernahm man beim Bau der Klassizistischen Befestigung die Struktur des äußeren barocken Grabens dessen gewaltiges Ausmaß man noch heute im Künettegraben zwischen Schuttereinlauf und Donau erahnen kann. Links der Donau schuf man 5 regelmäßige Fronten und 2 unregelmäßige rechter Hand der Schutter. Im Uhrzeigersinn mit den Namen Raglovich, Rechberg, Zoller, Vieregg, Pappenheim und Butler sowie Preysing. Hinter den Fronten waren sogenannte Kavaliere angeordnet: Dalwigk, Heideck, Elbracht, Spreti (1963 abgebrochen), Hepp und Zweibrücken. Auf der anderen Seite der Donau entstanden mit den Klenzebauten die Fronte Gumppenberg (auch roter Turm, heute Park), Becker und Streiter. Auch hier war der Fortifikation ein nasser Graben vorgelagert der von 1841-1849 entstand und als Künettegraben bezeichnet wird.
08 Fronte Rechberg (ca. 55/40cm Aquarell, Hahnemühle)
Die regelmäßigen Fronten Peter von Beckers wurden nach dem II.Weltkrieg größtenteils zerstört. Bei der Fronte Rechberg erhält man einen guten Eindruck von den massiven Erdbewegungen dieser Zeit. Dem Angreifer wurden diese Anlagen erst bewußt, wenn er sich bis dahin vorgekämpft hatte und am äußersten Rand stand. Im engeren Bereich waren unterirdische Minengänge angelegt die den Gegner in seinen Absichten sich einzugraben stören konnten. Das wichtigste Bauteil einer Fronte war die Kaponniere welche den Hauptgraben mit Artillerie bestreichen konnte. Die einzelnen Bauteile waren im Abstand der damaligen Infanterie angelegt. Den Kaponnieren wiederum waren Waffenplätze vorgelagert. Den verteidigungstechnisch ungünstigen äußeren Ecken der Fronten waren hinter dem Wall die Kavaliere (Reiter) angeordnet die hier „saßen“.
09 Blockhaus 68C, früher bis 2015 gab es hier eine Vogelvoliere (ca. 40/40cm Aquarell, Hahnemühle)
10 "Totholz" - im Künettegraben beim Einlauf der Schutter (ca. 40/40cm Aquarell Hahnemühle)
Die Kaponniere 79 ist heute noch gut erhalten und dominiert den größten Teil des heutigen Künettegrabens. Am äußeren nassen Graben waren den Kaponnieren bastionsartige Blockhäuser vorgelagert, die dem Gegner Widerstand leisten sollten, bevor eine Kaponniere eingenommen werden konnte. Beim Erdwerk 68 ist heute noch das Blockhaus 68C vorhanden, dahinter kann man eine krennelierte Mauer (Wehrmauer mit Schießscharten) sehen. Abschnittsweise mußte sich der Gegner von Anlage zu Graben kämpfen. Teile des Hauptwall bei der Fronte Butler und Preysing wurden bereits 1910 abgebrochen, die Kaponniere Nr. 82 wurde 1962 eliminiert und liegt heute unter dem „Hallenbad“-Parkplatz.
Das Dritte Feldkirchner Tor:
Klenze konnte neben den Bauten am rechten Ufer der Donau nur noch drei weitere Zugangstore bei den Kavalieren Heideck (neues Feldkirchner Tor), Spreti (neues Hardertor) und Hepp (neues Kreuztor) gestalten. Aus taktischen Gründen waren diese neuen Tore zu den Portalen der Kavaliere versetzt, was die verbleibenden Klenzebauten heute deplaziert wirken läßt. Über eine Brücke, die den Graben bzw. die Künette überspannte, gelangte man zu den Toren. Beim Tor Heideck: Die beiden mittelalterlichen Ritter stellen die Baumeister der neuen Festung dar: Michael Streiter (links) und Peter von Becker (rechts). Das Tor wurde 1839 fertiggestellt. Links und rechts des Tores ging ursprünglich der Hauptwall weiter, dem ein Graben vorgelagert war! 1847 Hatte man die drei neuen Tore fertiggestellt, beim neuen Kreuztor wurde unter anderem der Festungsbaumeister Graf von Solms zu Münzberg verewigt.
C.P. im Januar 2022
Die folgenden Bilder sind aus der "grünen Serie" von 2024, und thematisch wie "Im Graben"
Nochmal das Blockhaus 68C, früher bis 2015 gab es hier eine Vogelvoliere (ca. 40/40cm Aquarell, Hahnemühle)
Ludlgraben
Der erste Entwurf für "Baumgruppe an der Ludl" (40/40cm Aquarell)
Kreuztor 2te mittelalterliche Stadtbefestigung
(40/40cm Aquarell)
unten:
Neues Kreuztor (Tor Hepp)
(40/40cm Aquarell)
Kapelle Antoniusschwaige
(40/40cm Aquarell)
Platanen vor dem Museum Konkrete Kunst
(40/40cm Aquarell)
Studie "Bärlauch in den Donauauen"
(30/30cm Aquarell-Acryl)
Künette Erdwerk, auf Höhe Schutter Einlauf
(40/40cm Aquarell)
Kavaliersgebäude Neues Schloß
(40/40cm Aquarell)